Artenschutz ist Schöpfung bewahren
Lebensraum Kirche
Die großen, ungestörten Dachböden über dem Kirchenschiff sind für Fledermäuse ideal. Die Quartiere existieren
teilweise schon sehr lange und werden jedes Jahr wieder bezogen. Oftmals sind die »heimlichen Gäste« unbemerkt. Tagsüber verstecken sich die Tiere in Ritzen, Spalten hinter Verkleidungen und man sieht sie höchstens abends ausfliegen.
Durch ihre Hinterlassenschaften – kleine schwarze Kotkrümel, die leicht zerbröseln, verraten sich die »Kirchengäste« dennoch. Fledermäuse sind Säugetiere und richten im Gegensatz zu Nagetieren, keine Schäden in Gebäuden an.
Meist sind es nur wenige Einzeltiere im Deckengebälk. Selten ist es ein Wochenstuben-Quartier, in dem die Weibchen gemeinsam ihre Jungen aufziehen. Es können einige Dutzend, in seltenen Fällen einige Hundert Fledermäuse sein.
Da die Jungtiere sehr viel Wärme benötigen, um in kürzester Zeit groß und flugfähig zu werden, hängen die Fledermäuse dicht beisammen um sich gegenseitig zu wärmen. Nachts fliegen die Weibchen zur Insektenjagd
raus, kehren aber regelmäßig zum Säugen zurück.
In der Regel sind die Fledermäuse nur vom Frühjahr bis Herbst in den Sommerquartieren. Den Winterschlaf verbringen sie meist in unterirdischen frostfreien Kellern, Höhlen und Stollen.
Fledermausarten der Kirchen
Die beiden Schwesternarten – das Braune Langohr und das Graue Langohr haben sehr große Ohren. Sie gelten als »Flüsterer«, die sehr leise Ortungsrufe ausstoßen, weil sie so gut hören können.
Nachweise der wärmeliebenden Art gibt es in klimabegünstigen Landschaften wie in der Warburger und Soester Börde. Die typische Dorffledermaus jagt gerne in Streuobstwiesen am Ortsrand.
Das Große Mausohr wird auch als Kirchenfledermaus bezeichnet – es verbringt mehr Zeit in der Kirche als der Pastor. Die größte heimische Fledermaus ist nicht so heimlich wie andere Arten, die versteckt in kleinen Spalten sind. Bei den Wochenstuben-Quartieren hängen die Tiere frei sichtbar im Dachstuhl.
Ein anderer Kirchenbewohner, die Breitflügelfledermaus hingegen versteckt sich im Gebälk und nur die Kotkrümel deuten auf die Fledermausquartiere hin.
Mit etwa bis zu 50 Muttertieren sind die Wochenstuben deutlich kleiner als bei den Mausohren.
Kleinere Arten wie die Zwerg- und die Bartfledermäuse sind auch in den Gotteshäusern zu finden.
Gefährdung
Neben akutem Nahrungsmangel durch immer weniger Insekten, sind die Fledermäuse auch vom Wohnungsmangel bedroht.
In den letzten Jahrzehnten wurden viele Kirche renoviert und zur Abwehr von Tauben und Dohlen, die im Gegensatz zu Fledermäusen großen Schaden anrichten können, verschlossen. Auch unter der chemischen Holzbehandlung des Gebälks haben die Fledermausbestände gelitten.
Fledermäuse verhindern keine notwendigen Kirchensanierungen. Bei einer frühzeitigen Planung lassen sich Lösungen finden, die sowohl der Sanierung als auch dem Artenschutz gerecht werden. Bei Kirchenrenovierungen sollte folgendes beachtet werden:
- kein Verschließen der Einflugöffnungen der Fledermäuse, jedoch für Tauben und Dohlen
- auf Beleuchtung der Einflugöffnungen verzichten
- Störungen während der Jungenaufzucht vermeiden
- Holzbehandlungen im Dachstuhl nur mit ungiftigen Stoffen
- auf Unterspannfolien im Dachstuhl möglichst verzichten, weil dadurch Hangplätze verloren gehen
Fledermäusen helfen
Da Fledermäuse oft unbemerkt als »heimliche Gäste« in Kirchen leben, gilt es zunächst vorhandene Quartiere zu finden. Eine »Fledermausquartier-Betreuungsperson « vor Ort, vielleicht aus der Kirchengemeinde, die sich um die Tiere kümmert, wäre wünschenswert.
Bei einer Kirchenbesichtigung im Kommunion- und Konfirmationsunterricht könnten die Fledermaus-Quartiere gezeigt werden.
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Kontakt
Jutta Bergener
Biologische Station Kreis Paderborn | Senne e.V.
Birkenallee 2 • 33129 Delbrück-Ostenland
Telefon 052 50 70 841-15
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